Fruchtbarkeitsbehandlungen sind mittlerweile weit verbreitet und bieten sowohl Vor- als auch Nachteile. Forscher beleuchten fortwährend, welche Risiken damit verbunden sein könnten. So legen einige Untersuchungen nahe, dass Frauen, die mit Hilfe von assistierter Reproduktionstechnologie schwanger werden, möglicherweise ein erhöhtes Risiko für vaskuläre und schwangerschaftsbedingte Komplikationen haben.
Fruchtbarkeitsbehandlungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Unter dem Begriff Assistierte Reproduktionstechnologien versteht man eine Reihe von Fruchtbarkeitsbehandlungen, die dabei helfen, die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Diese Behandlungen können die Verabreichung von Medikamenten zur Steuerung des Eisprungs sowie Verfahren wie die intrazytoplasmatische Spermieninjektion sowie eine In-vitro-Fertilisation (IVF) umfassen, bei denen Eizellen und Spermien im Reagenzglas zusammengebracht werden, bevor sie in die Gebärmutter implantiert werden. Laut Statistiken der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention aus dem Jahr 2019 hat sich der Einsatz von assistierter Reproduktionstechnologie in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.
Ältere Frauen greifen zunehmend auf solche Techniken zurück, da die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit mit dem Alter sinkt. „Insbesondere ab dem 35. Lebensjahr steigt jedoch das Risiko, Erkrankungen wie chronischen Bluthochdruck zu entwickeln, die das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen erhöhen“, so die Studienautorin Pensée Wu, M.B.Ch.B., M.D., Dozentin und ehrenamtliche Fachärztin für Geburtshilfe und Subspezialistin für Mutter-Kind-Medizin an der Keele University School of Medicine in Staffordshire, Großbritannien „Schwangerschaftskomplikationen wie Bluthochdruck während der Schwangerschaft gelten mittlerweile als Risikofaktoren für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Wu. All dies hat laut den Forschern zu Bedenken hinsichtlich der mit assistierter Reproduktionstechnologie verbundenen negativen Schwangerschaftsausgängen geführt, doch gibt es nur wenige Studien zu diesem Thema, deren Ergebnisse zudem uneinheitlich sind.
Analyse zeigt Risiken auf
Für diese Studie untersuchten die Forscher Daten aus der U.S. National Inpatient Sample, die alle Krankenhausentlassungen zwischen dem 1. Januar 2008 und dem 31. Dezember 2016 enthält. Sie extrahierten Daten zu allen Entbindungen und insbesondere Daten, in denen der Einsatz von assistierter Reproduktionstechnologie sowie kardiovaskuläre und schwangerschaftsbedingte Komplikationen vermerkt waren. Die Forscher bewerteten auch die Krankenhauskosten, die Aufenthaltsdauer und weitere Faktoren. Die Studie umfasste mehr als 106.000 Entbindungen, die mit assistierter Reproduktionstechnologie erzielt wurden, und mehr als 34.167.000 Entbindungen ohne ART.
- Frauen, die mit Hilfe der assistierten Reproduktionstechnologie schwanger wurden, waren älter und hatten ein Durchschnittsalter von 35 Jahren, verglichen mit 28 Jahren bei Frauen, die ohne ART schwanger wurden.
- Diejenigen, die mit Hilfe der assistierten Reproduktionstechnologie schwanger wurden, hatten auch mehr Vorerkrankungen, wie chronische Hypertonie, Adipositas und Diabetes.
- Frauen mit einer Schwangerschaft durch assistierte Reproduktionstechniken hatten ein mehr als 2,5-mal höheres Risiko für akute Nierenschäden, auch bekannt als akutes Nierenversagen, und sie hatten außerdem ein um 65 % höheres Risiko für Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen).
- Eine Schwangerschaft mit assistierter Reproduktionstechnologie war mit einer um 57 % höheren Wahrscheinlichkeit für eine Plazentaablösung verbunden, einer schwerwiegenden Komplikation, bei der sich die Plazenta von der Gebärmutterschleimhaut löst, sowie mit einem um 38 % erhöhten Risiko für einen Kaiserschnitt und einem um 26 % höheren Risiko für eine Frühgeburt.
- Die erhöhten Risiken traten sogar bei Frauen mit ART auf, die keine vorbestehenden kardiovaskulären Risikofaktoren hatten.
- Die Krankenhauskosten für Frauen, die mit Hilfe der assistierten Reproduktionstechnologie schwanger wurden, beliefen sich im Durchschnitt auf 18.705 US-Dollar, verglichen mit 11.983 US-Dollar für Frauen, die ohne ART schwanger wurden.
Engmaschige Überwachung wichtig
Die Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, Patientinnen, die eine assistierte Reproduktionstechnologie in Betracht ziehen, über Gesundheit und Schwangerschaft sowie über Risiken im Zusammenhang mit der Geburt aufzuklären. „Insbesondere Patientinnen mit bestehenden kardiovaskulären Risikofaktoren sollten laut den Forschern über die potenziell langfristigen kardiovaskulären Auswirkungen und Risiken im Zusammenhang mit ART aufgeklärt werden. Frauen müssen wissen, dass Fruchtbarkeitsbehandlungen ein höheres Risiko für Schwangerschaftskomplikationen bergen, die eine engmaschige Überwachung erfordern, insbesondere während der Entbindung. Hausärzte und Fachärzte sollten sicherstellen, dass diese Risiken kommuniziert und Strategien zu ihrer Minderung besprochen und umgesetzt werden.
Eine Einschränkung der Studie ist ihr retrospektiver Charakter, d. h. es handelt sich um eine Untersuchung von Daten, die aus anderen Gründen als zu Forschungszwecken erfasst wurden, sodass Fehler wie Fehlklassifikationen oder Fehldiagnosen auftreten können. Zukünftige Forschungsarbeiten sollten untersuchen, wie sich die Optimierung des kardiovaskulären Risikos vor der assistierten Reproduktionstechnologie auf Schwangerschaftskomplikationen und die langfristige kardiovaskuläre Gesundheit auswirkt.