Viele Menschen wissen, dass Über- und Untergewicht die allgemeine Gesundheit beider Geschlechter beeinträchtigen kann. Nicht allen ist jedoch kalr, dass es auch einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Fruchtbarkeit gibt. Tatsächlich kann der individuelle Stand auf der Waage sowohl die männliche als auch weibliche Fertilität beeinflussen. Sowohl ein zu hohes als auch ein zu niedriges Gewicht kann sich negativ auf die Zeugungs- und Empfängnisfähigkeit auswirken.
Da in den USA deutlich mehr Menschen übergewichtig als untergewichtig sind, lag der Schwerpunkt bei der Analyse des Zusammenhangs zwischen Gewicht und Fruchtbarkeit in der Vergangenheit vor allem auf den Gefahren von Übergewicht. Ein zu niedriges Gewicht kann jedoch bei beiden Geschlechtern die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen, weil das hormonelle Gleichgewicht dadurch gestört wird.
Die Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts ist wichtig, um das Immunsystem zu fördern, und die Körperfunktionen zu verbessern, insbesondere, wenn es um die Empfängnis geht. Ungesunde Essgewohnheiten, eine schlechte Lebensweise sowie genetische Faktoren können dazu führen, dass Männer und Frauen Übergewicht (Adipositas) oder Untergewicht entwickeln.
Gewicht und Fruchtbarkeit der Frau
Für Frauen ist die Verbindung zwischen Gewicht und Hormonspiegel bedeutend im Hinblick auf die Fruchtbarkeit. Es gibt Hinweise darauf, dass Gewichtsextreme nicht nur die Fertilität beeinträchtigen, sondern auch die Erfolgsraten einer In-vitro-Fertilisation (IVF) senken können.
Während ein Großteil des Fokus auf Fettleibigkeit und Fruchtbarkeit liegt, kann auch ein sehr geringes Gewicht den weiblichen Hormonhaushalt negativ beeinflussen, da es dadurch zu einem signifikanten Abfall von Östrogen und anderen Sexualhormonen kommt. Die Folge sind häufig Empfängnisprobleme und andere gesundheitliche Störungen.
Andererseits kann ein hormonelles Ungleichgewicht, insbesondere ein Überschuss an Androgenen, bei Frauen eine Schwangerschaft erheblich erschweren.
Derartige hormonelle Störungen werden als polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) bezeichnet. Bei Frauen mit PCOS ist die Gewichtszunahme auf ein hormonelles Ungleichgewicht zurückzuführen. Sobald das Gewicht zurückgeht, beginnt ein Teufelskreis. Die Gewichtszunahme verstärkt das hormonelle Ungleichgewicht, was langfristig zu einer weiteren Gewichtszunahme führt. Dadurch kann es zu Eisprungproblemen kommen.
Der Eisprung oder die Freisetzung der Eizelle aus dem Eierstock ist notwendig, damit eine Schwangerschaft erfolgen kann. Sowohl Unter- als auch Übergewicht können diesen Zyklus jedoch unterbrechen.
Wie sich das Gewicht auf den Eisprung auswirkt
Während das Gewicht an sich nicht unbedingt Unfruchtbarkeit auslöst, deutet Übergewicht oder eine übermäßige Gewichtsabnahme häufig auf ein hormonelles Ungleichgewicht hin, das die Ovulation und damit die Fruchtbarkeit explizit beeinflusst.
Unregelmäßiger Menstruationszyklus – Damit eine regelmäßige Menstruation stattfinden kann, müssen verschiedene Signale und Prozesse ordnungsgemäß funktionieren. Vereinfacht ausgedrückt, produziert der Hypothalamus Gonadotropin freisetzende Hormone, die der Hypophyse signalisieren, zwei Haupthormone zu produzieren: luteinisierendes Hormon (LH) und follikelstimulierendes Hormon (FSH). Diese Hormone signalisieren den Eierstöcken, dass sie an der Reihe sind, Östrogen und Progesteron freizusetzen. Aufgrund der Komplexität dieses Prozesses wird, wenn ein einzelner Teil dieses Zyklus gestört ist, der gesamte Zyklus unterbrochen. In Folge leidet auch die Fruchtbarkeit.
Unregelmäßige Menstruationszyklen sind häufig auf eine Störung der Hormone zurückzuführen, was letztlich zu Anovulation oder einem Versagen der Eizellen-Freisetzung aus den Ovarien führt. Ohne eine Eizelle kann keine Schwangerschaft entstehen. Unregelmäßigkeiten, die auftreten können, sind eine ausbleibende Periode, starke Regelblutungen, Blutungen, die länger als gewöhnlich dauern, kurze Abstände zwischen der Periode oder Zwischenblutungen. Eine übermäßige Androgenproduktion bei Frauen mit PCOS und das Vorhandensein von zu viel Insulin sind zwei der Hauptgründe für diese Unregelmäßigkeiten.
Das Ausbleiben der Menstruation oder die Unterbrechung des Zyklus (Amenorrhö) kann zudem auf einen schnellen Gewichtsverlust oder ein signifikant niedriges Gewicht hindeuten.
Erhöhter Östrogenspiegel – Ein gesunder Östrogenspiegel ist wichtig, um Monat für Monat die Freisetzung der Eizelle aus dem Eierstock in die Eileiter zu stimulieren. Übergewicht kann den Hormonhaushalt jedoch aus dem Gleichgewicht bringen, und zu einer Überproduktion von Östrogen führen, wodurch verhindert wird, dass die Eizelle bei der Ovulation freigesetzt wird.
Insulinresistenz – Übergewicht kann zu einer Insulinresistenz führen. Wenn der Körper das Hormon Insulin nicht verwerten kann, um Glukose (Zucker) aus der Blutbahn zu entfernen, spricht man von einer Insulinresistenz. Eine zusätzliche Gewichtszunahme kann dann viel rascher erfolgen, da der Körper die Glukose letztendlich als Fett speichert, anstatt sie zur Energiegewinnung zu verbrennen. Insulinresistenz ist auch ein Risikofaktor für Diabetes, und kann zu Eisprungproblemen, Ovulationsstörungen, unregelmäßiger Periode oder Schwangerschaftsproblemen führen.
Schwangerschaftskomplikationen aufgrund des Gewichts
Auch wenn ein zu hohes oder niedriges Gewicht der Empfängnis im Wege stehen kann, ist es dennoch möglich, schwanger zu werden. In diesem Fall besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten und andere Probleme. So haben z.B. übergewichtige Frauen eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, einen Abort zu erleiden, als Frauen mit gesundem Gewicht. Schwangerschaftsdiabetes ist ebenfalls ein Problem, da adipöse Frauen mit einer mehr als achtfachen Wahrscheinlichkeit daran erkranken, übergewichtige Frauen unterliegen einer doppelt so hohen Gefahr.
Adipöse Frauen haben während der Schwangerschaft zudem ein höheres Risiko für Infektionen, Blutgerinnsel und andere Komplikationen, einschließlich Totgeburten. Ein zu niedriges Gewicht wiederum birgt die Gefahr, dass zu wenig Körperfett vorhanden ist, um das Baby zu unterstützen, weswegen seine Gesundheit möglicherweise leidet. Während das Gewicht der Frau generell enger mit der Fruchtbarkeit zusammenhängt, kann auch die Zeugungsfähigkeit des Mannes dadurch negativ beeinflusst werden.
Gewicht und Fruchtbarkeit des Mannes
Viele vergessen, dass auch das Gewicht des Mannes zu Unfruchtbarkeit beiträgt, denn auch bei übergewichtigen, fettleibigen oder untergewichtigen Männern sind Hormonstörungen möglich, die Einfluss auf die Fertilität haben.
Die Auswirkung von Fettleibigkeit auf die männliche Zeugungsfähigkeit wurde bereits 2006 gründlich untersucht. In einer Studie aus diesem Jahr, die von der Abteilung für Urologie und Andrologie des King Abdul-Aziz-Krankenhauses in Saudi-Arabien durchgeführt wurde, stellten Forscher bei Männern eine um 10 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit von Unfruchtbarkeit pro 9 Kilogramm an zusätzlichem Gewicht fest. Forschungen verdeutlichten außerdem, dass übergewichtige und fettleibige Männer länger brauchen, um ein Kind zu zeugen.
Sowohl Fettleibigkeit als auch Untergewicht führen zu einem hormonellen Ungleichgewicht, was sich wiederum auf die Qualität und Quantität der Spermien auswirken kann. So wurde festgestellt, dass Männer mit Adipositas oder starkem Untergewicht tendenziell eine geringere Spermienqualität aufweisen. Spermien mit geringer Motilität oder solche mit hoher Fragilität überleben mit geringerer Wahrscheinlichkeit oder haben Schwierigkeiten, eine Eizelle erfolgreich zu befruchten.
Untersuchungen aus dem Jahr 2017 zeigen einen ähnlichen Zusammenhang zwischen dem Gewicht des Mannes und seiner Zeugungsfähigkeit. Der leitende Forscher, Dr. Gottumukkala Achyuta Rama Raju vom Zentrum für assistierte Reproduktion der In-Vitro-Fertilisationsklinik Krishna, führte eine Studie mit über 1.200 Männern durch, um festzustellen, welche Auswirkungen Fettleibigkeit auf die Spermienproduktion, -konzentration und -menge hatte. Es gibt Hinweise darauf, dass adipöse Männer nicht nur weniger Samenzellen, sondern auch eine geringere Konzentration an Spermien pro Ejakulat aufweisen als gesündere Männer. Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass Übergewicht die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung missgebildeter Spermien zur Folge hat. Die Samenzellen adipöser Männer bewegten sich langsamer und zeigten ungewöhnlich geformte Köpfe, wodurch die Zeugungsfähigkeit leidet.
Diese Resultate spiegeln die Ergebnisse einer 2012 in Australien durchgeführten Studie über die Auswirkungen des Gewichts auf die Funktion und Form der Spermien wider.
Wie sich das Gewicht auf die Spermien auswirkt
- Reduzierte Spermienzahl
- Reduzierte Spermienkonzentration (Samenzellen pro Milliliter Sperma)
- Reduzierte Motilität der Spermien (wie gut sich die Spermien bewegen)
- Negative Beeinflussung der Morphologie der Spermien (wie gut die Spermien geformt sind)
Gewichtskontrolle zur Verbesserung der Fertilität
Studien belegen, dass ein Gewichtsverlust bei beiden Geschlechtern die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis erhöht. Tatsächlich haben Untersuchungen ergeben, dass ein Verlust von nur fünf Prozent des Körpergewichts die Schwangerschaftschancen drastisch verbessern kann.
Eine 2015 in Endocrine Society veröffentlichte Studie ergab außerdem, dass Männer, die abgenommen hatten und einen gesünderen Lebensstil führten, bessere Fruchtbarkeitsraten aufwiesen als jene, die das nicht taten. Dies galt unabhängig davon, ob die Partnerin an Gewicht verlor.
Bestimmung eines gesunden Gewichtsbereichs
Der beste Weg, um herauszufinden, ob Sie über- oder untergewichtig sind, besteht darin, mit Ihrem Arzt zu sprechen. Dieser kann Ihnen helfen, festzustellen, ob Ihr Gewicht der Norm entspricht, oder ob es Ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigt.
Für diejenigen, die sich einen ungefähren Überblick über ihren Gewichtsbereich verschaffen möchten, ist der Body-Mass-Index (BMI) Berechner ein gängiges Maß. Es ist jedoch wichtig, die Einschränkungen dieses Systems zu kennen: BMI-Rechner berücksichtigen nur Gewicht und Größe. Der Körperbau und das Vorhandensein oder Fehlen von Muskelmasse werden nicht miteinbezogen. Zum Beispiel können zwei Frauen gleich groß sein. Eine hat sehr viel Fettmasse, die andere viele Muskeln. Da Muskeln mehr wiegen als Fett, kann die muskulösere Frau zu Unrecht als „übergewichtig“ eingestuft werden, während jene mit ungesundem Übergewicht in die Kategorie „gesundes Gewicht“ fällt. BMI-Rechner bieten eine gute Orientierung, es ist jedoch wichtig, die Meinung eines Mediziners einzuholen, bevor Sie drastische Änderungen betreffend Ihres Lebensstils vornehmen, um Ihr Gewicht zu verändern.
Im Durchschnitt teilen BMI-Skalen ihre Ergebnisse wie folgt ein:
- Untergewicht: Unter 18,5
- Normal: 18,5–24,9
- Übergewicht: 25–29,9
- Adipös: 30 oder höher
Auch wenn die BMI-Skala ihre Einschränkungen hat, ist sie ein guter Ausgangspunkt für die Bestimmung des eigenen Gewichts. Eine Studie zeigte, dass Frauen bei einem BMI von 29 aufwärts an der Grenze zu Adipositas, eine um vier Prozent geringere Wahrscheinlichkeit auf eine Empfängnis haben, als Frauen, die sich innerhalb eines normalen BMI-Bereichs bewegen.
Wenn Sie und Ihr Arzt feststellen, dass Sie zu- oder abnehmen müssen, um Ihre Fruchtbarkeit zu verbessern, kann eine Ernährungsberatung von Vorteil sein. Dabei sollten Faktoren wie Ihr individueller Gesundheitszustand, Trainingsgewohnheiten und ähnliches berücksichtigt werden, um einen gesunden Ansatz für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion zu entwickeln. Ein Mediziner oder Ernährungsberater hilft Ihnen nicht nur dabei, gesund abzunehmen, sondern kann Ihnen auch Tipps geben, wie Sie Ihr Gewicht langfristig beibehalten, sobald Sie es erreicht haben.