Die Vorstellung, ein Designer-Baby zu erschaffen, wird seit den technologischen Fortschritten, die bei der In-Vitro-Fertilisation (IVF) in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erzielt wurden, kontrovers diskutiert.
Derzeit wird die In-vitro-Gametogenese (IVG) an Mäusen erforscht und bietet möglicherweise einen Weg, menschliche Ei- und Samenzellen aus Stammzellen zu produzieren. Die Debatte darüber, ob eine IVG moralisch und ethisch vertretbar ist, ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Unklar ist auch noch, ob die IVG für Menschen medizinisch unbedenklich und erfolgversprechend ist.
Bevor wir uns in klinische Studien, Kosten und Nutzen vertiefen, müssen wir verstehen, was eine IVG ist und wie sie nach Jahren des Fortschritts im Bereich der IVF zustande kam.
Was versteht man unter In-vitro-Gametogenese?
Wissenschaftliche Fortschritte zeigen, dass Stammzellen dazu verwendet werden können, Gameten zu schaffen, die sich wiederum zu Ei- oder Samenzellen entwickeln können. Dies ist die Grundlage für eine In-vitro-Gametogenese. Unter Gametogenese versteht man die Bildung von menschlichen Gameten, auch Keimzellen genannt. Fortschritte in der IVG sind durch Versuche an Mäusen entstanden und auch die Forschung mit Menschen schreitet nun langsam voran.
Es gibt vier mögliche Einsatzmöglichkeiten für eine IVG. Einerseits kann sie dafür genutzt werden, ein in vitro Modell zu haben, um die Bildung von menschlichen Keimzellen zu erforschen. Dies würde auch helfen, Keimbahnerkrankungen zu verstehen. Die dritte Anwendung liegt darin, genügend Keimzellen für Fruchtbarkeitsbehandlungen und die Forschung zur Verfügung zu haben. Und schließlich bestünde die Möglichkeit, die menschliche Keimbahn genetisch zu verändern.
Studien und Experimente
Studien der menschlichen IVG stecken noch in den Kinderschuhen, wobei bereits Forschungen an Mäusen und Primaten durchgeführt wurden, die beide in vielerlei Hinsicht mit Menschen vergleichbar sind. In Japan haben Wissenschaftler herausgefunden, dass sich die Stammzelllinien von Affen in verschiedene Keimzellen entwickeln können. Termamura et. al kommen zu dem Ergebnis, dass diese differenzierte Entwicklung ein “passendes Modell” dafür ist, herauszufinden, wie die Entwicklung der Keimzellen bei Primaten funktioniert. Diese Schlussfolgerung bringt führende Wissenschaftler dazu, die IVG als effektive Technik für die menschliche Befruchtung in Betracht zu ziehen.
Nutzen und Kosten
Zahlreiche Paare können aus verschiedenen Gründen keine Kinder auf natürlichem Wege zeugen. Jene, die mit Unfruchtbarkeit kämpfen sowie gleichgeschlechtliche Paare, könnten von einer IVG profitieren. Ein unbeschränkter Vorrat an Gameten würde auch bedeuten, dass embryonale Stammzelllinien personalisiert werden können, je nach medizinischem Bedarf. Das heißt, dass mehr Eizellen auf dem Markt erhältlich wären um einen deutlich günstigeren Preis.
Genetische Erkrankungen (wie Autoimmunstörungen, Downsyndrom und Mukoviszidose) könnten entdeckt und zukünftig vom Arzt aus dem genetischen Erbgut gelöscht werden, ehe die Befruchtung stattfindet. Eine solche Fülle an Gameten zur Verfügung zu haben, ermöglicht es Wissenschatlern besser zu verstehen, warum es genetisch vererbbare Krankheiten überhaupt gibt und warum sie mutieren.
Die Diskussion
Die IVG wird vor allem aufgrund von moralischen und ethischen Konsequenzen diskutiert. Wo ist die Grenze? Sollten Menschen in der Lage sein, Designer-Babys zu kreieren, anstatt der Natur ihren Lauf zu lassen?
Die US-amerikanische Gesetzgebung verbietet derzeit eine öffentliche Finanzierung der embryonalen Forschung. Grund hierfür scheint zum einen die Sorge um sichere Praktiken zu sein, aber auch die Angst der Gesetzgeber davor, dass eine IVG das Konzept von „Familie“ als eine Einheit, die aus zwei Personen (ein Mann und eine Frau) besteht, aufweicht. So könnte ein einzelner Elternteil sein eigenes Baby erschaffen, ohne einen Partner für die Fortpflanzung zu benötigen.
Es besteht generell der Zweifel, ob es ethisch ist, Designer-Babys zu erzeugen. Dies würde den Genpool dauerhaft verändern und könnte womöglich die Vielfalt der menschlichen Art in ihren körperlichen und geistigen Eigenschaften reduzieren. Religiöse wenden ein, dass diese Praxis nicht dem Schöpferwillen entspräche und göttliche Macht in die Hände von Menschen gelange, die diese Macht eventuell missbrauchen.
Fazit
Trotz des starken Widerspruchs gegen die Entwicklung von Designer-Babys, der auf moralischen und ethischen Prinzipien beruht, verspricht die noch am Anfang stehende IVG-Forschung ein besseres Verständnis für genetische Krankheiten zu entwickeln. IVG könnte vielfältigere Befruchtungsmöglichkeiten für Alleinstehende und Paare schaffen. Obwohl zum gegenwärtigen Zeitpunkt das positive Potential einer solchen Behandlung nicht anerkennt wird, deuten Forschungen zumindest im medizinischen Sinne darauf hin, dass diese Befruchtungsmethode für Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, eine sichere und kostengünstige Möglichkeit sein könnte.