Kaffee ist in den vergangenen Jahren Gegenstand zahlreicher Studien gewesen, deren Ergebnisse auseinandergehen. Diese Forschungen haben das Aufputschmittel mit einer erhöhten Gefahr für die Entstehung diverser Krebsarten, Bluthochdruck und Infertilität in Verbindung gebracht. Viele Studien konzentrieren sich auf die Auswirkung auf die weibliche Gesundheit, vor allem auf die Gefahren des Getränkes während der Schwangerschaft. Der allgemeine Ratschlag an schwangere Frauen und jene, die es werden wollen, ist bislang immer gewesen, auf Kaffee komplett zu verzichten.
Neuere Studien zeigen, dass dies möglicherweise gar nicht problematisch ist, denn bestimmte Ergebnisse legen nahe, dass Kaffee eine äußerst positive Wirkung auf Männer haben kann, die ein Baby planen. Da in letzter Zeit Befürchtungen bezüglich der Spermienqualität laut wurden, neben anderen Bedenken, wie etwa, dass Umweltverschmutzung die Fruchtbarkeit weltweit senken werde, konzentrierten sich einige Forschungen auf die Wirkung von Kaffee auf die Fruchtbarkeit.
Überraschende Befunde aus Sao Paulo
Wissenschaftler und Forscher des Coffee Science Information Centre (COSIC) führten eine Studie mit 750 Männern durch, an denen eine Vasektomie vorgenommen werden sollte. Die Männer wurden in vier Gruppen, je nach täglichem Konsum, aufgeteilt. Die Ergebnisse waren selbst für die Wissenschaftler etwas überraschend. Doktor Fabio Pasqulotto von der Universität Sao Paulo fungierte als Leiter der Studie, die von der Amerikanischen Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin in San Antonio, Texas, vorgestellt wurde. Die Forscher untersuchten Motilität, Kraft und Ausdauer der Spermien der einzelnen Studienteilnehmer. Sie begannen, sich zu fragen, ob Koffein Spermienzellen ebenso stimulieren könne, wie die Dopaminzellen im Gehirn.
Doktor Euan Paul, ein weiterer brasilianischer Wissenschaftler, der die Studie mit durchführte, berichtete, dass sich die Motilität scheinbar verbessert hatte, nachdem die Studienteilnehmer Kaffee getrunken hatten. Da die meisten Fruchtbarkeitsprobleme auf die Unbeweglichkeit der Spermien zurückzuführen sind, schlagen die Forscher nun vor, ein Medikament mit der Kraft der Bohne herauszubringen, um männliche Unfruchtbarkeit zu behandeln. Das Team der Universität von Sao Paulo präsentierte Ergebnisse, die zeigten, dass lediglich die Motilität von Koffein beeinflusst wurde, während Bewegung, Hormonspiegel und Konzentration der Samenzellen bei Kaffeetrinkern und Nicht-Kaffeetrinkern keine Unterschiede aufwiesen.
Hormone entscheidend bei der Zeugung
Eine von Doktor Sunni Mumford geleitete Studie für die U.S. National Institutes of Health konzentrierte sich auf die Wirkung von Koffein bei 500 Paaren mit Kinderwunsch. Ihre Ergebnisse zeigen, dass zwei Tassen pro Tag während der Zeugungsperiode sehr nützlich sein könnten. Die Resultate der Studie wurden der amerikanischen Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin in Denver vorgestellt. Professor Sheena Lewis, Expertin für menschliche Fortpflanzung an der Queen’s University in Belfast, Nordirland, fügte diese entscheidende Erklärung hinzu: „Es gibt zwei Chemikalien im Körper, die von Koffein beeinflusst werden, nämlich Adenosintriphosphat und Guanosintriphosphat. Koffein verhindert, dass diese zerfallen und bringt alle Zellen auf diesem Weg dazu, Energie länger zu speichern.“ Dies wiederum erhöhe Geschwindigkeit und Ausdauer der Spermazellen. Die meisten Fruchtbarkeitsprobleme bei Männern entstehen durch so genannte schlechte Schwimmer, und diese neuesten Studien zeigen, dass eine Lösung einfacher und günstiger sein kann, als bislang angenommen.
Ergebnisse des National Institute of Child Health and Human Development
Eine Studie des National Institute of Child Health and Human Development untersuchte an 344 Paaren die Wirkung von Koffein auf Menschen im fruchtbarsten Alter. Die Studie, die in der Zeitschrift Fertility and Sterility veröffentlicht wurde, ist im Grunde genommen eine der ersten, die diese Art von Forschung an Menschen durchführte. Die Wissenschaftler überwachten und kontrollierten den Konsum der Paare in Bezug auf Fisch, Alkohol und Koffein. Es stellte sich heraus, dass Alkohol die weibliche Fruchtbarkeit wesentlich stärker beeinträchtigte als die männliche, während sich Fisch auf beide Geschlechter positiv auswirkte.
Doktor Zev Williams, Sprecher der Amerikanischen Hochschule für Geburtsmedizin und Frauenheilkunde empfiehlt Frauen, die sich ihren Morgenkaffee abgewöhnen möchten, dies nicht schlagartig zu tun. Ist der Körper an eine gewisse tägliche Dosis gewöhnt, reagiere er mit Entzugserscheinungen, was wiederum nicht empfehlenswert sei. Entscheidend für eine Schwangerschaft sei vor allem die Zufuhr an B-Vitaminen, allen voran Folsäure.