An englischen Schulen wird den Schülern im Sexualkundeunterricht alles beigebracht, was sie über Schwangerschaften wissen müssen. Ist es aber wirklich eine so gute Idee, Jugendlichen alles darüber zu erzählen?
Aufklärungsunterricht
Wenn die meisten Eltern an Sexualkundeunterricht denken, stellen Sie sich vor, dass Jugendlichen entweder beigebracht wird, zu verhüten oder vollständig auf sexuelle Handlungen zu verzichten. Einige Schüler und Schülerinnen erhalten nun aber eine gründlichere Aufklärung. Ab dem nächsten Jahr werden englische Mittelschüler einen Aufklärungsunterricht erhalten, der den Teenagern ein tieferes Verständnis über die menschliche Fortpflanzung vermitteln soll.
Diese Änderung der Bildungsprioritäten wird deshalb getroffen, um ein größeres Wissen darüber zu schaffen, was es heißt, ein Baby zu bekommen. Man hofft, dass aufgrund dieser Maßnahme die Geburtenrate wieder steigt, welche derzeit sehr niedrig ist.
Älter und weiser: Warum lassen sich Frauen mit der Schwangerschaft Zeit?
Niemand bezweifelt ernsthaft, dass es eine gute Sache ist, Schwangerschaften bei Jugendlichen zu vermeiden. Es gibt jedoch Bedenken darüber, dass Missverständnisse in Bezug auf die Fruchtbarkeit dazu führen könnten, dass einige die Chance, Eltern zu werden, verstreichen lassen. Daten des Amerikanischen Zentrums für Seuchenbekämpfung und -prävention (CDC) zufolge warten Amerikanerinnen immer länger, bis sie ihr erstes Kind bekommen. 2016 gab es zum ersten Mal in der Geschichte mehr 30-jährige als 20-jährige Mütter. Auch in den europäischen Ländern zeichnet sich dieser Trend ab. So bekommen Frauen in der EU ihr erstes Kind im Schnitt mit 29.
Die Daten aus England sehen kaum anders aus. Der historische Umschwung geht hier so weit, dass die Zahl der Engländerinnen, die mit 40 ein Kind bekommen, derzeit größer ist, als die Anzahl englischer Teenager, die Mütter werden. Diese Veränderungen haben größtenteils mit einem Wandel in der Grundhaltung zu Leben und Arbeit zu tun. Frauen haben nun mehr Chancen denn je, weswegen sich immer mehr auf ihre Karriere konzentrieren, statt Nachwuchs zu bekommen.
Schaden sich die Leute selbst, indem sie Schwangerschaften hinauszögern?
Wenn gänzlich auf Kinder verzichtet wird, stellt es kein Problem dar, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Leider haben aber viele Menschen falsche Vorstellungen, wenn es um das Thema Fruchtbarkeit geht. Es wird allgemein angenommen, Frauen könnten auch mit 30 noch problemlos schwanger werden, obwohl dem nicht unbedingt so ist. Statistiken der British Fertility Society zufolge ist nur vier von fünf jungen Erwachsenen klar, dass die Fertilität bereits vor dem 35. Lebensjahr abnimmt. Auch wenn Herzogin Meghan Markle derzeit mit 37 zum ersten Mal schwanger ist, hat nicht jede Frau so viel Glück. Je länger eine Schwangerschaft hinausgezögert wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf natürlichem Wege zustande kommt.
Das steigende Risiko von Geburtsfehlern sollte ebenfalls bedacht werden. Eine Schwangerschaft mit 35 oder älter birgt eine höhere Gefahr, dass bestimmte Komplikationen wie Frühgeburten auftreten.
Sexualkundeunterricht: Wird das englische Modell Schule machen?
Das Sexualkundeprogramm in England wird all diese Probleme, und noch mehr ansprechen. Viel zu lange lag der Schwerpunkt des Sexualkundeunterrichts darauf, Schwangerschaften um jeden Preis zu verhindern. Da niemand junge Menschen dazu ermutigte, schwanger zu werden, war es schwierig, über die Fruchtbarkeit zu diskutieren. Nun wird eine ganzheitlichere Strategie verfolgt, sodass junge Menschen besser in der Lage sind, Entscheidungen anhand ihrer Ziele im Leben zu treffen. Für manche ist es richtig, sich auf Uni und Karriere zu konzentrieren. Wer allerdings eine Familie gründen will, ist besser damit beraten, dieses Ziel lieber früher als später zu realisieren.
Großbritannien hat derzeit, wie auch Amerika und andere Industrieländer auf der ganzen Welt, mit sinkenden Geburtenraten zu kämpfen. Ob man das nun für gut oder schlecht befindet, ist Ansichtssache, aber es steht außer Frage, dass unsere jungen Menschen ein Recht darauf haben, die Wahrheit über ihren Körper zu erfahren.
Fazit
England ist in Sachen Sexualkundeunterricht derzeit Vorreiter, allerdings werden mit der Zeit andere Länder seinem Beispiel folgen. Viele glauben, sie könnten im Leben alles haben, und manche Glückspilze können das vielleicht wirklich. Wer sich zur Elternschaft entschließt, sollte jedoch der Wahrheit ins Gesicht sehen. Die Fruchtbarkeit währt nicht ewig, weswegen mit der Kinderplanung nicht zu spät begonnen werden sollte.