Seit Jahrzehnten helfen IVF-Behandlungen unzähligen Paaren mit Fruchtbarkeitsproblemen, den Traum vom eigenen Nachwuchs zu realisieren. Obwohl die Therapie äußerst effektiv ist, wenn alle anderen Maßnahmen fehlgeschlagen sind, kann das Prozedere mitunter auch teuer, emotional aufreibend und einen nicht unerheblichen Eingriff in den Körper bedeuten. Daher überrascht es nicht, dass Paare, die einen IVF-Versuch unternehmen, nach Möglichkeiten suchen, ihre Erfolgschancen zu steigern. Jüngste Studien zeigen, dass eine kostengünstige Substanz, der sogenannte Embryonenkleber, der während des Transfers benutzt wird, die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit deutlich erhöht.
Was versteht man unter Embryonenkleber?
Der Embryonenkleber, auch Embryo Glue genannt, ist – wie der Name schon sagt – eine Substanz, von der Forscher glauben, dass sie bei der Implantation des Embryos behilflich ist, da sie dazu beiträgt, dass dieser sich einnistet, bzw. „haften bleibt“, nachdem er durch die IVF in den Uterus der Frau eingesetzt wurde. Der Embryonenkleber ist kein wirklicher Kleber, sondern ein Stoff, der einen hohen Anteil an Hyaluronan enthält. Hyaluronan ist eine natürliche Substanz im weiblichen Uterus, den Eierstöcken und Eileitern und ist dazu gedacht, den Uterus „klebriger“ zu machen, sodass sich der Embryo einnistet. Bei einer natürlichen Empfängnis steigt der Hyaluronan-Spiegel etwa zu jener Zeit an, in der sich der Embryo einnistet, weshalb Forscher annehmen, dass die Substanz eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Implantation spielt.
Wie wird der Embryonenkleber bei einer IVF eingesetzt?
Eine Stunde vor dem Embryonentransfer werden die Embryonen in ein Medium gelegt, das den speziellen Kleber enthält, damit sich die Substanz an die Embryonen anheften kann. Zusätzlich verdickt der Kleber jenes Mittel, das der Gebärmutterflüssigkeit dadurch ähnlicher wird. Forscher gehen davon aus, dass die Verdickung des Mittels hilft, sich besser mit der Gebärmutterflüssigkeit zu vermischen und dadurch vermieden wird, dass der Embryo abgleitet.
Welche Paare profitieren vom Embryonenkleber?
Der Embryonenkleber scheint für Paare mit einer Bandbreite an medizinischen Problemen nützlich zu sein. Studien zeigen, dass er vielen Patienten geholfen hat, einschließlich Frauen im fortgeschrittenen Alter und Paaren mit wiederholten Einnistungsproblemen nach IVF-Versuchen. Der Kleber erhöht zudem die Schwangerschaftsraten bei Paaren, die unter ungeklärter Unfruchtbarkeit leiden.
Schwangerschaftswahrscheinlichkeit mit Embryonenkleber
Bei der erstmaligen Verwendung von Embryonenklebern im Jahr 2003 merkten Kritiker an, dass es keine Beweise dafür gäbe, dass dieses Hilfsmittel tatsächlich die Empfängnis verbessere. Forscher haben jedoch mehrere Studien durchgeführt, die bestätigen, dass dadurch tatsächlich die Schwangerschaftsraten nach einer IVF ansteigen. In einer Studie von 2012 fanden Forscher heraus, dass Embryonenkleber die Schwangerschaftsaussichten der behandelten Frauen um fast 15% ansteigen ließen, unabhängig von anderen Faktoren.
Keine Schädigung der Embryonen durch den Kleber
Bei derart vielversprechenden Ergebnissen im Hinblick auf höhere Schwangerschaftsraten fragen sich Paare vielleicht, ob die Anwendung der Embryonenkleber auch Nachteile mit sich bringt. Bislang hat jedoch keine der Studien, die die Anwendung dieser Kleber untersuchte, gezeigt, dass die Substanz die Embryonen in irgendeiner Weise schädigen könnte. Es ist vielmehr so, dass der Einsatz von Embryonenkleber während des Embryotransfers die Wahrscheinlichkeit einer Eileiterschwangerschaft zu verringern scheint.
Paare, die sich in einer IVF-Behandlung befinden, können davon ausgehen, dass die meisten Ärzte diese Methode anwenden, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen. Obwohl dadurch keine Schwangerschaft garantiert wird, zeigen Studien, dass sich die Chancen auf eine Empfängnis deutlich steigern.