Vitamin D, ein Hormon, das vom Körper durch Sonneneinstrahlung produziert oder aus Lebensmitteln wie fettem Fisch und Eigelb gewonnen wird, hilft dem Körper, den Kalzium- und Phosphatspiegel zu kontrollieren. Es ist seit langem für seine Rolle im Hinblick auf die Knochengesundheit bekannt. Frühere Studien haben den Vitamin-D-Spiegel mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.
Wie Vitamin D die Fruchtbarkeit beeinflusst
Bis zu 80% der Bevölkerung in Europa sind von einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel betroffen. Da dies besonders häufig bei Menschen vorkommt, die einen ungesunden, sitzenden Lebensstil führen, wurden niedrige Vitamin-D-Spiegel mit Fettleibigkeit in Verbindung gebracht. Zudem hat sich die Fruchtbarkeit beider Geschlechter in den letzten Jahren weitgehend verschlechtert, und immer mehr Forschungen sehen einen Vitamin D-Mangel als mögliche Ursache.
Dr. Elisabeth Lerchbaum von der Medizinischen Universität Graz hat zahlreiche Untersuchungen zu den Auswirkungen einer Vitamin-D-Ergänzung auf verschiedene Aspekte der männlichen und weiblichen Fruchtbarkeit durchgeführt. Forschungen ihrer Gruppe und anderer legen nahe, dass Vitamin D viele Aspekte der Fruchtbarkeit bei beiden Geschlechtern beeinflusst, daunter die Produktion und Reifung von Samenzellen bei Männern, die Reifung von Eizellen bei Frauen und die Produktion von Sexualhormonen bei beiden Geschlechtern. Weitere Studien haben positive Wirkungen einer Vitamin-D-Ergänzung bei der Regulierung des Menstruationszyklus bei Frauen gezeigt, die an PCOS leiden. Es gibt auch Hinweise darauf, dass eine Vitamin-D-Supplementierung die Samenqualität, die Fruchtbarkeitsergebnisse und die Testosteronkonzentration verbessern kann.
Vitamin D und IVF
Jüngste Studien deuten darauf hin, dass eine Vitamin-D-Supplementierung für Paare, die sich einer IVF unterziehen, von Vorteil sein könnte. Laut einer Studie, die im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism (JCEM) der Endocrine Society veröffentlicht wurde, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen mit einem Vitamin-D-Mangel durch eine In-vitro-Fertilisation (IVF) schwanger wurden, nur halb so hoch wie bei Frauen, die einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel haben.
Um den Einfluss von Vitamin D auf die Fruchtbarkeit zu eruieren, untersuchten italienische Forscher Frauen, die sich einer IVF unterzogen. Dabei fanden sie heraus, dass Frauen mit ausreichendem Vitamin-D-Spiegel eher qualitativ hochwertige Embryonen produzierten und eher schwanger wurden, als Frauen mit Vitamin-D-Mangel.
Die prospektive Querschnittsstudie analysierte den Vitamin-D-Spiegel bei Frauen, die 2012 zur IVF an die Unfruchtbarkeitsabteilung der Fondazione Ca‘ Granda im Ospedale Maggiore Policlinico überwiesen wurden. Die Forscher untersuchten den Erfolg von IVF-Verfahren bei 154 Frauen mit Vitamin-D-Mangel und 181 Frauen, die einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel im Blut hatten. Frauen mit einem Vitamin-D-Spiegel von mindestens 20 ng/ml im Blut galten als ausreichend mit dem Hormon versorgt. Für die allgemeine Gesundheit werden Werte von 30 ng/ml empfohlen. Frauen mit einem ausreichenden Vitamin-D-Spiegel waren fast doppelt so wahrscheinlich schwanger wie Frauen mit Vitamin-D-Mangel. Da Frauen mit ausreichenden Hormonspiegeln eher Embryonen von höchster Qualität produzieren, vermuteten die Forscher, dass Vitamin D an der Produktion hochwertiger Eizellen in den Eierstöcken sowie an der erfolgreichen Implantation von Embryonen in die Gebärmutter beteiligt ist.
Da eine Vitamin-D-Supplementierung eine kostengünstige und einfache Intervention mit wenigen relevanten Nebenwirkungen ist, haben zusätzliche Studien in diesem Bereich das Potenzial, die Art und Weise, wie Unfruchtbarkeit behandelt wird, deutlich zu beeinflussen.
Nierigere Lebendgeburten stehen mit unzureichendem Vitamin-D-Spiegel in Verbindung
Eine Übersicht und Metaanalyse, die in Human Reproduction, einer der weltweit führenden Fachzeitschriften für Reproduktionsmedizin, veröffentlichtet wurde, stellt einen starken Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Konzentrationen bei Frauen und niedrigeren Lebendgeburtenraten nach künstlicher Befruchtung im Vergleich zu Frauen dar, die normale Konzentrationen von Vitamin D im Körper haben. Die Forscher analysierten Daten aus 11 veröffentlichten Studien, die 2.700 Frauen umfassten, die sich einer ART (In-vitro-Fertilisation (IVF), intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) und/oder gefrorenem Embryotransfer) unterzogen und deren Vitamin-D-Status durch Bluttests überprüft worden war.
Sie fanden heraus, dass Lebendgeburten bei Frauen, die die richtige Menge an Vitamin D hatten, um ein Drittel häufiger auftraten als bei Frauen, die nur geringe Werte hatten. Vitamin-D-Konzentrationen von mehr als 75 Nanomol pro Liter Blut (nmol/L) wurden als ausreichend, Konzentrationen von weniger als 75 nmol/L als unzureichend, und weniger als 50 nmol/L als Mangel angesehen.
Ein ähnliches Ergebnis wurde beobachtet, als die Forscher die Ergebnisse von Schwangerschaftstests und klinischen Schwangerschaften (bei denen ein fötaler Herzschlag festgestellt werden konnte) betrachteten. Im Vergleich zu Frauen mit mangelhafter oder unzureichender Vitamin-D-Konzentration hatten Frauen mit ausreichend Vitamin D eine um 34% höhere Wahrscheinlichkeit, einen positiven Schwangerschaftstest zu haben, und eine um 46% höhere Wahrscheinlichkeit, eine klinische Schwangerschaft zu erreichen. Es wurden keine Zusammenhänge zwischen Fehlgeburten und Vitamin-D-Konzentrationen gefunden. Die Forscher erklären, dass mögliche Mechanismen für die Rolle, die Vitamin D in der Schwangerschaft spielt, sein könnten, dass es den Erfolg der Implantation des Embryos in die Gebärmutter in irgendeiner Weise beeinflusst.
Wie sich Vitamin D auf die Spermienqualität auswirkt
Eine Studie, die an 300 Männern durchgeführt wurde, fand eine positive Korrelation zwischen dem Prozentsatz beweglicher Spermien und dem Vitamin-D-Spiegel im Serum. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Human Reproduction veröffentlicht und zeigte zudem, dass die Stimulation menschlicher Spermien im Labor mit aktiviertem Vitamin D deren Vorwärtsbewegung steigern kann. Diese Studie ist eine in einer Reihe von Studien, die darauf hindeuten, dass Vitamin D für die männliche Fortpflanzung notwendig ist.
So untersuchten Forscher den Einfluss eines Vitamin-D-Mangels auf den Prozess der Spermatogenese und zeigten niedrigere Werte der testikulären Glutamyl-Transpeptidase-Aktivität als Index der Sertoli-Zellfunktion bei Ratten mit Vitamin-D-Mangel. Die histologische Analyse des Hodens bei Hypovitaminose zeigte einen deutlichen Rückgang der Leyding-Zellen mit degenerativen Veränderungen des Keimepithels. Dies bestätigt die Wirkung von Vitamin D auf die Hodenfunktion und indirekt auf die männliche Fruchtbarkeit. Eine anschließende Interventionsstudie mit intramuskulärer Gabe von drei verschiedenen Vitamin-D-Dosen zeigte, dass die Injektion niedrigerer Vitamin-D-Dosen am 120. Lebenstag die Hodenfunktion im Vergleich zur Gabe hoher Dosen verbesserte.